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Selbstmitgefühl für Männer – Der Mut, authentisch zu sein

von | Mai 4, 2023

Ich hatte etwa 6 Jahre lang als buddhistischer Mönch in Südostasien gelebt. Als ich 1988 dann nach Europa zurückkehrte, habe ich einen starken Kulturschock und eine Identitätskrise erlitten. Ich erinnere mich, dass mich unter anderem die Lektüre eines Buches von Guy Corneau sehr unterstützt hat: ‚Abwesende Väter, verlorene Söhne‘. Der Titel des Buches weist schon darauf hin, dass es sich mit einem Problem beschäftigt, das viele Männer betrifft. 30 Jahre später hat sich nicht viel geändert. Viele Männer sind noch immer verzweifelt auf der Suche nach ihrer männlichen Identität.

2017 schrieb Nathan Vos ein Buch mit dem Titel ‚Nathan und seine Kinder‘. Es handelt von seinem Bruder, der Selbstmord begangen hat. Er beschreibt, dass „Selbsthilfe unter Frauen ein boomendes Geschäft ist, aber dass Männer ihr Glück oft nicht sehr ernst nehmen“.

Seit vielen Jahren unterrichte ich Achtsamkeit und Mitgefühl und es ist in der Tat bemerkenswert, dass – außer in dem Gefängnis, in dem ich manchmal unterrichte – die Mehrheit der Teilnehmenden Frauen sind. Wir könnten daher annehmen, dass Männer Achtsamkeit, Freundlichkeit und Mitgefühl nicht so sehr brauchen. Ich fürchte jedoch, dass dies nicht stimmt. Statistiken zeigen, dass auch Männer unter Erschöpfung und Burnout leiden können, aber meist haben sie ein kleineres soziales Netzwerk als Frauen. Zudem sprechen Männer nicht gerne über ihre Probleme, da dies oft als Zeichen von Schwäche betrachtet wird. Daher neigen Männer dazu, sich angesichts von Schwierigkeiten viel schneller zu isolieren. Das tun sie zum Beispiel, indem sie viel arbeiten oder Alkohol oder Drogen konsumieren.

Im Allgemeinen werden bei Männern weniger häufig Symptome eines Burnouts diagnostiziert, als bei Frauen. Aber wenn es passiert, sind die Symptome deutlich schwerwiegender. Und wenn wir noch einen Schritt weiter gehen sehen wir, dass die Zahl der Männer, die in europäischen Ländern Selbstmord begehen, fast doppelt so hoch ist wie die der Frauen. Für mich war das eine ziemlich schockierende Nachricht.

Wie Soren Kierkegaard einmal schrieb: „Das Leben kann nur rückwärts verstanden werden; aber es muss vorwärts gelebt werden.“ Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern. Wir müssen mit dem leben, wie es war. Wir können jedoch in diesem Moment Achtsamkeit und Mitgefühl entwickeln, indem wir uns selbst und die Welt, in der wir leben, betrachten. Das erfordert Mut, nämlich den Mut verletztlich zu sein. Er kann sich darin zeigen, dass wir beginnen, innere Gewohnheitsmuster zu erkennen und neue Muster zu entwickeln. Das erfordert Übung, aber auf diese Weise können wir allmählich Verständnis und eine mitfühlendere Einstellung zu uns selbst entwickeln.

Wir können zwei Arten von Mitgefühl entwickeln: Yin-Mitgefühl und Yang-Mitgefühl. Yin-Mitgefühl hat einen sanften Ausdruck und kann sich dadurch zeigen, dass wir freundlich sind und nicht zu viel von uns als Menschen verlangen. Yang-Mitgefühl hat einen entschlossenen und starken Ausdruck und kann sich als Mut oder als unerschütterliche Entschlossenheit inmitten von Schwierigkeiten zeigen. Sie kann sich dadurch zeigen, dass wir unsere Stimme erheben, wenn wir Ungerechtigkeit erfahren, oder dass wir „Nein“ sagen, wenn wir das Gefühl haben, dass etwas zu weit geht.

Manchmal brauchen wir Yin-Mitgefühl, ein anderes Mal Yang-Mitgefühl. Die Entwicklung von Achtsamkeit bringt uns die Sensibilität, nach innen zu lauschen und uns auf das einzustellen, was wir in diesem Moment am meisten brauchen.

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